Seit gut einer Woche sind über 30 ukrainische Flüchtlinge im Schullandheim Bauersberg untergebracht, vorrangig Frauen mit Kindern. Bürgermeister Georg Seiffert ist dankbar für die ehrenamtliche Unterstützung, die von Anfang an aus der Bevölkerung heraus erbracht werde. Eng sei der Kontakt zur orthodoxen Kirchengemeinde in Bischofsheim, deren Vertreter mit sprachlicher Unterstützung helfen. Aber auch Privatleute, Helfer des Roten Kreuzes und die Caritas Rhön-Grabfeld engagieren sich.

Die ärztliche Versorgung sei schnell sichergestellt worden. "Unsere Gäste und besonders die Kinder fühlen sich allesamt wohl und sehr gut aufgenommen", so der Bürgermeister. Natürlich sei die Situation schwierig und es sei kaum nachvollziehbar, was die Menschen auf ihrer Flucht erlebt haben. "Wir geben uns alle Mühe, dass sie hier gut aufgehoben sind."

Den Flüchtlingen Einkaufsmöglichkeiten zeigen

Veronika Klassen stammt aus Kasachstan und lebt seit vielen Jahren in Bischofsheim. Sie steht den Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal als Dolmetscherin arbeiten werde. Wir verständigen uns auf Russisch, das geht sehr gut. Die Flüchtlinge sprechen alle russisch."

Gleich am ersten Tag ging sie mit den Flüchtlingen in die Stadt. "Ich habe ihnen gezeigt, wo sie einkaufen können und von Bischofsheim erzählt." Einer der ersten Wege führte außerdem zum Arzt. "Es war vor allem für die Kinder ein anstrengender Weg von der Ukraine nach Deutschland." Auch Tiere galt es zu versorgen, zwei Katzen und ein Hund mussten zum Tierarzt gefahren werden. So übernimmt Klassen auch immer wieder wichtige Fahrdienste.

Die orthodoxe Kirche in Bischofsheim sei für die Frauen und Kinder ein wichtiger Anlaufpunkt. "Sie haben Kerzen entzündet und gebetet." Am vergangenen Sonntag organisierte Klassen einen Fahrdienst zum Gottesdienst, was sehr gerne angenommen wurde. "Bischofsheim ist ihnen jetzt schon ein wenig vertraut. Sie sind traurig, wenn sie wieder wegmüssen und auf Wohnungen aufgeteilt werden."

Unterricht in der deutschen Sprache

Über eine ukrainische Deutschlehrerin, die in Bischofsheim lebt, war es unkompliziert möglich, einen Sprachkurs anzubieten. Bürgermeister Georg Seiffert ist für das Engagement sehr dankbar. "Wir wollen ihnen allen die Möglichkeit geben, so schnell es geht, Deutsch zu lernen. Die Sprache ist eine Voraussetzung für eine reibungslose Integration bei der Arbeit, in der Schule und im Kindergarten."

Wie viele Kinder letztendlich in Bischofsheim in die Schule oder in den Kindergarten gehen, sei noch nicht sicher. Das sei abhängig davon, wie viele Menschen dauerhaft in Bischofsheim bleiben werden. Das Schullandheim am Bauersberg sei keine Dauerlösung zum Wohnen. "Dort ist die Verpflegung und die Betreuung mit Dolmetscherinnen zunächst gesichert und die Menschen haben Duschen und ein warmes Bett." Die Schulpflicht beginnt für die Schüler erst nach drei Monaten.

Auch sei ungewiss, wie viele Flüchtlinge noch in Bischofsheim aufgenommen werden müssen. Der Bürgermeister verweist auf die bayernweite Zuteilungsquote für die Landkreise. Auch sei die Entwicklung in der Ukraine abzuwarten. "Mir ist sehr bewusst, dass diese Situation erneut eine enorme Belastung für unsere Gemeinschaft bedeutet. Ich bin jedoch von unserem gegenseitigen Verständnis und unserer besonderen Menschlichkeit überzeugt."

Flüchtlinge packen selbst mit an

Überrascht war der Bürgermeister von der Tatkraft der Flüchtlinge, die sich sogleich bereit erklärten, mit anzupacken. "Sie versorgen sich selbst mit Frühstück und Abendessen. Sie putzen und organisieren sich." Mittagessen werde gebracht, da die Ausstattung der Schulküche nicht für privates Kochen geeignet sei.

Die Caritas Rhön-Grabfeld habe sich als starker Partner erwiesen, was die Versorgung der Flüchtlinge angeht. So bittet der Bürgermeister, von Sachspenden im Schullandheim abzusehen. Die Organisation, was Bekleidung und ähnliches angehe, laufe über die Caritas. Auch rät er ehrenamtlichen Helfern, die sich gerne engagieren möchten, sich bei der Caritas zu melden. So könne der Einsatz gezielt organisiert werden und die Helfer seien versichert.

Wer eine Wohnung für Flüchtlinge anbieten möchte, kann das per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! tun. Die Wohnung sollte auf Dauer und möglichst möbliert (nicht zwingend) zur Verfügung stehen. Konkrete Auskünfte über Miete und Ablauf erteilt das Sozialamt im Landratsamt unter Telefon (09771) 94-0. Ebenso können bei der vorgenannten E-Mail-Adresse ukrainische oder russische Sprachkenntnisse für Übersetzungen angeboten werden.

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