Seit 17. März sind die Schullandheime Bauersberg, Thüringer Hütte und Rappershausen geschlossen. Wie die Verantwortlichen die Situation beurteilen und wann es weitergehen könnte.

 

Viele werden sich gerne an die Aufenthalte in Schullandheimen erinnern. An das Herumtoben auf den Gängen, das Schlafen in Stockbetten in Gruppenzimmern, (Nacht-)Wanderungen und bunte Abende. An Spiel, Spaß und Spannung. Vielleicht aber auch an Heimweh. Diese Erfahrungen bleiben Kindern derzeit verwehrt, die Schullandheime haben wegen der Corona-Pandemie seit 17. März geschlossen. Statt gerechnet, gelesen und gelacht, wird dort nun geputzt, gestrichen und geplant. Die Schullandheime sind nicht untätig gewesen und bereiten sich auf die Öffnung vor. Wir haben uns bei den drei Schullandheimen Bauersberg, Thüringer Hütte und Rappershausen umgehört.

Markus Seibel, Geschäftsführer der Schullandheim Hobbach-Bauersberg gGmbH, ist verantwortlich für den Bauersberg bei Bischofsheim mit 101 Betten. Er erklärt, dass seit dem 30. Mai in Bayern wieder Gäste aufgenommen werden könnten. Davon machten bisher aber nur wenige Schullandheime Gebrauch. Denn vieles sei noch nicht geregelt. Bei ihnen wäre dies aufgrund der Sanitärbereiche außerhalb der Zimmer gar nicht möglich.

Am Bauersberg Einnahmeausfälle von etwa 200 000 Euro

Ab September gibt es wieder Buchungen. Der Bauersberg wäre von März bis August gut bis sehr gut ausgelastet gewesen. Seibel beziffert die Einnahmeausfälle in diesem Zeitraum auf etwa 200 000 Euro. Um diesen Verlust etwas aufzufangen, wurde bei zwei Förderprogrammen finanzielle Unterstützung beantragt. Auch das Kurzarbeitergeld helfe, die Betriebskosten zu verringern. Wie groß das Defizit durch Corona letztlich ausfallen wird, lasse sich derzeit nicht sagen.

Erschwerend kommt hinzu, dass in Hessen Klassenfahrten bis zu den Herbstferien untersagt sind. In Bayern greift das Verbot aktuell bis zu den Sommerferien. Ob bayerische Schulen ab September wieder kommen, "steht noch in den Sternen", erklärt Seibel. Eine weitere Verlängerung sei denkbar.

Seibel: "Fahren der Politik auf Sicht hat es uns schwer gemacht"

Am Bauersberg befinden sich derzeit alle fünf Angestellten in Kurzarbeit. In der Zeit ohne Gäste wurde an allen Ecken und Kanten geputzt, interne Prozesse analysiert und die pädagogischen Bausteine überarbeitet. Denkbar sei nun, dass die Mitarbeiter mit den Modulen in die Schulen kommen.

"Das Fahren der Politik auf Sicht hat es uns schwer gemacht. Es ging von einer Betriebsuntersagung zur nächsten und es war anfangs offen, was mit den Buchungen in den späteren Monaten passiert", berichtet Markus Seibel von einer unklaren Perspektive. Trotz allem sei er "verhalten optimistisch, dass wir diese Situation überstehen. Wir gehen von einer leichten Normalisierung ab dem Spätherbst oder dem Jahreswechsel aus."

Thüringer Hütte rechnet mit 60 bis 70 Prozent weniger Umsatz

Klaus Hofmann ist kommissarischer Leiter des Schullandheims Thüringer Hütte, das insgesamt 57 Betten bereithält. Er berichtet, dass die Mitarbeiter seit Anfang Mai in Kurzarbeit sind. Nur der Hausmeister und er selbst seien davon ausgenommen. Die Zeit der Schließung wurde dazu genutzt, Programmbausteine inhaltlich zu überarbeiten. Das ein oder andere Zimmer wurde gestrichen. "Und der Hausmeister hatte an den Außenanlagen einiges zu tun", fügt er an.Das Schullandheim wäre sehr gut ausgelastet gewesen. "Es ist schon ein sehr großer Ausfall, gerade jetzt wäre die starke Zeit", bilanziert Hofmann. Er geht davon aus, dass durch Corona 60 bis 70 Prozent des Jahresumsatzes wegbrechen. Es deute vieles auch auf einen schwächeren Herbst hin. Deshalb wurde ein Antrag auf Unterstützung durch das Förderprogramm für Schullandheime gestellt.

Hofmann: Normalbetrieb ist noch lange nicht vorstellbar

Vor Beginn der Sommerferien werde keine Öffnung erfolgen. Ab August stehe das Haus zunächst einmal drei Familien zur Verfügung, die aus finanziellen Gründen nicht in den Urlaub fahren könnten, sagt Hofmann. Ein Normalbetrieb mit voller Auslastung sei noch lange nicht vorstellbar, da die Hygiene- und Abstandsregelungen bei größeren Gruppen nur schwer einhaltbar seien. Es sei räumlich zu beengt dafür. Bei einer verringerten Personenzahl sei ein Aufenthalt von Schulklassen schon früher möglich.

Nach drei Monaten Zwangspause resümiert Hofmann: "Die Stimmung ist noch zuversichtlich. Es wird ein Danach geben. Wie es aussehen wird, weiß momentan aber niemand zu sagen."

Schullandheim Rappershausen könnte Anfang Juli wieder öffnen

Das Schullandheim in Rappershausen könnte, falls das Hygienekonzept vom Gesundheitsamt genehmigt wird, Anfang Juli wieder öffnen, erklärt Bürgermeister Florian Liening-Ewert. Die Gemeinde Hendungen ist der Träger. Familien, Sport- und Musikgruppen könnten dann dort wieder übernachten. Heimleiterin Kerstin Kießner ergänzt, dass dann statt der normalerweise 90 Betten maximal 40 belegt werden dürften. "Im Speisesaal dürften höchstens 16 Gäste gleichzeitig verköstigt werden", fügt sie an. Vor Corona hätten alle Gäste auf einmal speisen können.

Bei Vollbelegung sind bis zu 16 Mitarbeiter im Schullandheim beschäftigt. Corona geschuldet sind es derzeit nur die Heimleiterin und die Küchenleitung. Beide befinden sich in Kurzarbeit. "Sobald es wieder los geht, wird die Anzahl erhöht", sagt Liening-Ewert. Aber auch vor Corona habe man die Zahl je nach Belegung hoch- und runtergefahren. Die Zwangspause wurde für einen Generalputz genutzt, der bei laufendem Betrieb nicht möglich gewesen wäre.   

Liening-Ewert: "Langfristig gesehen hoffentlich nur eine Delle"

"Wir wären von März bis Juni sehr gut ausgebucht gewesen, ähnlich wie in den Vorjahren", erklärt der Bürgermeister. Eine Aussage über die Höhe der Verluste könne er derzeit nicht treffen. Die Gemeinde sei aber dabei, Unterstützung aus dem Hilfsprogramm für Schullandheime zu beantragen: "Wir hoffen auf die Hilfen".

Um die Zukunft des Schullandheims Rappershausen ist Liening-Ewert jedoch nicht bange: "Wir sind von der Einrichtung massiv überzeugt. Es wird natürlich ein maues Jahr werden, langfristig gesehen hoffentlich nur eine Delle. Wir sehen das Schullandheim gut aufgestellt für die Zukunft."

Eine Zukunft, in der wieder Leben in die Schullandheime einkehrt. Und statt geputzt, gestrichen und geplant, wieder gerechnet, gelesen und gelacht wird.

 

Main Post:  Andreas Greubel, 22. Juni 2020

 

 

 

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