Das Schullandheim ist viel besser als sein Ruf, sagt der Betreiber und will den Blick auf das zeitgemäße pädagogische Konzept lenken – Diskussionen um einen Sanierungszuschuss haben dem Haus eher geschadet.

Die Diskussionen um den Bauersberg im Stadtrat 2012 und 2013 und die Berichterstattung in der lokalen Presse haben dem Ansehen des einst so beliebten Schullandheims ziemlich geschadet. „Wer das Haus nicht kennt, glaubt vielleicht wirklich, es sei nicht mehr zeitgemäß“, sagt Rudolf Gampl. Der ehemalige Rektor der Schweinfurter Friedenschule ist stellvertretender Vorsitzender des Schullandheimwerks Unterfranken (SWU), das den Bauersberg seit 1997 betreibt. Gemeinsam mit Vorstandskollegen wehrt er sich gegen das negative Image. Ihre Botschaft: der Bauersberg steht keineswegs vor der Schließung, wie man in Schweinfurt immer wieder hört. Im Gegenteil: Es sei ein lebendiges, gemütliches Haus mit einem zeitgemäßen pädagogischen Programm.

Eines machen Vorsitzender Jochen Heilmann, Geschäftsführerin Helga Suttner und Rudolf Gampl im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich: Obwohl die Ablehnung des Schweinfurter Stadtrats, sich mit 365 000 Euro an der Sanierung des Hauses zu beteiligen, das „Aus“ dieser Pläne bedeutet hat, will das SWU dieses Thema nicht mehr aufwärmen. Negative Schlagzeilen schaden dem Ansehen nur noch mehr, ist sich der Vorstand einig und lenkt den Fokus auf die vielen positiven Seiten.

Dazu gehört, dass sich das Schullandheim finanziell trägt und in den Sommermonaten auch ausgebucht ist. Im Winter freilich, zwischen Dezember und Februar, fahren nur noch wenige Schulklassen auf den Berg. Mit ein Grund: es liegt kaum noch Schnee. Langlaufskier, Schlitten und Schneeschuhe bleiben meist ungenutzt. Einen Anreiz, obwohl die große Sanierung nicht realisiert werden konnte, gab es für einen Teilbereich Zuschüsse, mit denen inzwischen die Lehrerzimmer saniert und mit Nasszellen ausgestattet wurden.

Das wichtigste aber ist das pädagogische Konzept. Ein Aufenthalt im Schullandheim ist nicht nur ein verlängerter Ausflug, sondern Unterricht, aber unter freieren Bedingungen. Hier können die Schüler unabhängig vom engen Zeitkorsett einer Schulstunde in der Natur forschen und sich eine Woche lang intensiv mit einem Thema beschäftigen. Der Bauersberg bietet zwei Schwerpunkte: das Studienhaus Geologie und Geografie und das Wasserhaus. Im Studienhaus befassen sich die Schüler mit dem geologischen Aufbau der Rhön, mit Feldmessung und Orientierung in der Natur. Entwickelt wurde das Konzept in Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg. Die „Wasserschule“ steht quasi am nahen Schwarzbach. Die Schüler nehmen Proben und untersuchen Wasserqualität und Lebewesen dann im Labor.

Die Wasserschule ist ein offizielles Angebot der sogenannten MINT-Initiative für Realschulen. MINT steht für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und in diesen Fächern sollen die Kompetenzen der Realschüler gestärkt werden. Das eröffnet dem Bauersberg eine neue Zielgruppe. Denn Realschulklassen fuhren früher weit weniger ins Schullandheim als Gymnasien. Auch der allgemeine Rückgang der Schülerzahlen ist ein Grund, warum viele Häuser in den letzten zehn Jahren schlechter besucht waren. „Seit die Schullandheime mehr Angebote für Real- und Grundschüler anbieten, sind die Zahlen wieder stabiler“, sagt Helga Suttner.

Die Schweinfurter Verbindung zum Bauersberg reicht zurück in die Nachkriegszeit. Schweinfurt bekam von der Stadt Bischofsheim die Grundstücke, auf denen vorher ein Arbeitslager stand. Generationen von Kindern verbrachten hier ihren Sommer im großen Zeltlager. Die gibt es bis heute noch, organisiert vom Stadtjugendring, aber das Interesse wird weniger.

Seit 1997 ist das Schullandheimwerk Unterfranken Betreiber des Hauses, Besitzer von Gebäude und Gelände aber ist nach wie vor die Stadt Schweinfurt. Laut Vertrag, der bis 2022 läuft, beteiligt sie sich mit 25 000 Euro jährlich am Bauunterhalt. Versuche der Stadt, den Bauersberg loszuwerden, scheiterten. Das SWU kann die Einrichtung nicht selbst übernehmen, es hat kaum finanzielle Mittel, sagen Heilmann und Gampl, die Stadt Bischofsheim hätte das Haus übernommen, aber nur im sanierten Zustand.

Als 2012 ein Verbund zwischen den Schullandheimen Thüringer Hütte und Bauersberg, sowie der Umweltbildungsstätte Oberelsbach geschaffen wurde, habe Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) betont, dass alle drei Häuser auf den gleichen Stand gebracht werden müssten. Das Sanierungskonzept für den Bauersberg sah vor: energetische Sanierung des Gebäudes, Duschen und WC für die Lehrerzimmer und der Bau eines Gebäudes, in dem eine Kleinfeldsporthalle und Seminarräume Platz finden sollten. Ein Großteil der Kosten von gut zwei Millionen Euro wäre durch Zuschüsse abgedeckt gewesen, Bischofsheim hätte 100 000 Euro, Schweinfurt 365 000 Euro tragen müssen. Der Schweinfurter Stadtrat lehnte ab, wie damals ausführlich berichtet, mit Hinweis auf große Herausforderungen für die Stadt durch den Abzug der US-Armee.

Das Resümee von Heilmann, Gampl und Suttner: natürlich wäre die energetische Sanierung notwendig, um Unterhaltskosten zu sparen, wären neue Lehrräume und eine Sporthalle für schlechtes Wetter sehr wünschenswert, aber das Schullandheim auf dem Bauersberg funktioniert auch so sehr gut und hat eine Zukunft. Und vielleicht bringen die guten pädagogischen Angebote in Zukunft so viel Zuwachs, dass in Schweinfurt oder Bischofsheim ein Umdenken stattfindet.

Der Bauersberg

In den 1930er Jahren wurde auf dem Bauersberg ein Reichsarbeitsdienstlager für Straßenbauer gebaut. Nach 1945 wurden in den Baracken Flüchtlinge untergebracht. Die Baracken wurden später abgerissen. 1951 begann die Schweinfurter Geschichte auf dem Bauersberg. Bischofsheim stellte der Stadt das Grundstück für ein großes Zeltlager zur Verfügung, auf dem in den folgenden Jahrzehnten unzählige Schweinfurter Jungen und Mädchen ein bis zwei Sommerwochen verbrachten. Ein Versorgungsgebäude wurde gebaut, wegen der Nutzung als Jugendherberge war 1954 der Um- und Ausbau des Hauptgebäudes notwendig. Noch heute sieht es aus wie damals. Seit 1997 betreibt das Schullandheimwerk Unterfranken das 100-Betten-Haus. Der Tagessatz von 23 Euro ist niedrig gehalten, damit sich möglichst alle Kinder den Aufenthalt leisten können. Das SWU bietet Lehrgänge für Lehrer an, die ihren Aufenthalt vorbereiten wollen. Auch die Betreuung durch eine Geo-Ökologin ist möglich.

Quelle:
Schweinfurter Tagblatt
Ausgabe vom 14.02.2014

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